Das Ziel ist im Weg

Ziele werden in Unternehmen oft ambivalent betrachtet: In der Regel stehen sie ganz oben auf der Wunschliste fast aller Mitarbeitenden, wie auch bei den Prioritäten der Leitung. Gleichzeitig werden sie mit viel Aufwand und wenig Nachhaltigkeit assoziert. In der Organisationsentwicklung werden sie gerade entweder unter dem Stichwort OKR (Objectives and Key Results) „gehypt“ oder aber als „altbacken“ eher gemieden.

In der Regel steht der Prozess im Vordergrund: Wer fällt welche Zielentscheidungen? Wie wollen wir wen beteiligen? Wie halten wir die Ziele nach? Was machen wir bei Zielabweichungen? Das sind alles sehr relevante Fragen, da der Prozess an sich das offensichtlich Aufwendige ist.

Mich interessiert allerdings eher die Frage dahinter: Welchen Zweck sollen die Ziele erfüllen? Auf den ersten Blick fallen vielleicht Begriffe wie: Steuerung, Abstimmung, Transparenz, Beurteilung, Messbarkeit oder Leistungssteigerung. In weiteren Gesprächen kommen Begriffe wie Orientierung, Fokus, Wachstum, Kreativität, Motivation, Fehlerkultur, Selbstbestimmung oder Sinn auf.

Wenn man einen genaueren Blick auf diese Begriffe wirft, wird deutlich, dass sie die Menschen auf ganz unterschiedliche Weise beeinflussen. Gleichzeitig sind sie in der Praxis eher schwer unter einen Hut zu bringen. Realistisch betrachtet, werden höchstens ein bis zwei Perspektiven wirksam. Doch welche das sind, hat in der Regel eine ganz entscheidende Wirkung auf die Arbeitsweise der Organisation und auf den gewünschten Erfolg.

Mein Impuls ist daher, zuerst die Frage zu stellen: Welche Wirkung wollen Sie mit den Zielen erreichen, welches Verhalten fördern? Zum Beispiel Steuerung oder Selbstbestimmung, Leistung oder Fehlerkultur. Was motiviert Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen? Und wie wirkt sich das auf die Zieltypen und die Zielformulierung aus?
Erst wenn diese Frage geklärt ist, kann aus meiner Sicht ein passender, nachhaltiger und nicht zu aufwendiger Prozess entwickelt werden. Und dann, finde ich, können Ziele, und der Umgang damit, ein ganz entscheidender Teil von Organisationsentwicklung sein

In wie weit haben Sie sich Gedanken über Ziele gemacht – über den Prozess, die Formulierung, die verschiedenen Steuerungswirkungen? Für wie wichtig halten Sie das Thema? Welche Aspekte stehen bei Ihnen im Moment im Vordergrund – und sind das die, die Sie eigentlich brauchen?