Liberating Structures – Meetings mal anders
Die Zeit des Homeoffice hat mir wieder bestätigt, wie wertvoll gute Gruppenzusammenarbeit sein kann. Aber sie haben auch gezeigt dass physische Termine einer höheren Rechtfertigung bedürfen, um tatsächlich als wertvoll wahrgenommen zu werden. In diesem Zusammenhang habe ich mir gedacht, das gerade jetzt ein guter Zeitpunkt ist, um einen meiner bevorzugten Baukäusten vorzustellen, mit denen ich meinen Kunden im Rahmen meiner Projekte helfe Prozesskompetenzen aufzubauen um selbstständiger und handlungsfähiger zu werden: die Liberating Structures.
Liberating Structures bestehen aus einer Auswahl von 33 Formaten, die von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt oder zusammengestellt worden sind, um Meetings zielorientierter, partizipativer und produktiver zu gestalten. Sie werden auch viel im Agile Coaching Kontext verwendet. Je nach Format lassen sie sich für ganz verschiedene Zwecke nutzen, u.a.
- Teilen und Verteilen
- Entdecken und Entwickeln
- Verstehen und Planen
- Kollaborieren und sich gegenseitig unterstützen
Ein paar Beispiele. 1-2-4-all ist ein Grundformat um strukturierte Gruppenreflektion zu ermöglichen: Erst macht sich jede alleine Gedanken, dann führen zwei zusammen, dann vier, dann geht es ins Plenum. Oft benutze ich auch 1-3-6-all.
Nine-Whys erlaubt ganz schnell herauszufinden was wirklich wichtig ist – für mich, für die Gruppe. Ich sitze im Paar zusammen, eine fragt den anderen zum Thema Warum ist dir das wichtig? 9x nacheinander, immer weiter in die Tiefe. Dann umgekehrt.
Oder Social-Network-Webbing, das in kurzer Zeit ein Netzwerk kartographiert, um es besser für die Gruppenziele nutzen oder erweitern zu können. Dies gelingt durch Fragen wie: Wen brauchen wir im Netzwerk, wer kennt wen wie, wen wünschen wir uns, wen können wir nutzen um an weitere Personen „ranzukommen“?
Was gefällt mir an diesen Formaten? Liberating Structures sind eigentlich ganz simpel und gerade heraus. Gleichzeitig helfen sie dabei sich genaue Gedanken über das Ziel des Meetings zu machen, und wie alle Teilnehmer möglichst produktiv eingesetzt werden können. Sie ermöglichen eine strukturierte und gleichzeitig sehr partizipative Durchführung. Und sie geben neue Impulse, öffnen ganz andere Perspektiven als die „klassischen Formate“ wie Präsentation, geführte Diskussion, Status-Update, Brainstorming oder offene Diskussion. Dadurch bringen Sie meiner Erfahrung nach oft Meetings auf einen anderen „Level“ und schaffen so einen anderen Wert.
Schließlich erweisen sie sich für Selbstlerner als äußerst praktisch. Sie sind sowohl fokussiert beschrieben als auch in einer Community breiter reflektiert. Und sie haben eine gemeinsame Philosophie, die auch für andere Formate hilfreich ist.
Ich lade Sie sehr herzlich ein, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um auf die Website zu gehen und sich dort die Methoden anzuschauen, oder an anderer Stelle den sehr guten, einführenden Artikel der beiden „Erfinder“ zu lesen. Es gibt natürlich auch Tipps für Online Formate – selbst dann lohnenswert, wenn man schon viel hierzu gelesen hat.
Wie sehen Sie diese Formate? Wofür würden Sie sie einsetzen wollen? Gibt es noch andere Baustellen, an denen Sie Ihre Zusammenarbeit in Gruppen gerne noch wertvoller gestalten möchten?